7,87 Euro pro Stunde in niedrigster Lohngruppe

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In den letzten Tagen hat es die Runde in der Presse gemacht. Gebäudereiniger verdienen am wenigsten, so ein Ergebnis des Statistischen Bundesamtes.

Diese Meldung ist jedoch nicht ganz richtig, auch wenn 7,87 € pro Stunde als Einstiegslohn nicht gerade viel sind.

Noch weniger verdienen Menschen im Wach- und Sicherheitsgewerbe im Osten Deutschlands. Gerade einmal 4,96 € ohne Zulagen pro Stunde ist dort der niedrigste Tarif.

Zu den Vorwürfen, dass Gebäudereiniger ein Niedriglohngewerbe sind, wettert hilfsbereit die Bundesinnung. Denn in der Statistik steht auch, das Angestellte im Gastgewerbe zwischen 1.075,00 € (Ost) und 1.158,00 € (West) verdienen. Das wären rechnerisch zwischen 6,20 € und 6,68 € je Stunde. So hat unsere Innung natürlich gleich die Argumentation, dass in der Gebäudereinigung ca. 1.330,00 € im Durchschnitt verdient werden.

Leider hinkt der Vergleich, zum einen gibt es gerade in der Gebäudereinigung eine Menge Menschen, die überhaupt keine Vollzeitjob haben. Zum anderen sind nur die Leute in der Gebäudereinigung „gut bezahlt“, die als Minijobber arbeiten. Denn denen stehen die 7,87 € netto zu. Das heißt, Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigte erhalten 7,87 € vor Steuern und Sozialabgaben. Was Netto dabei herauskommt, kann sich jeder selber ausrechnen.

Dies jedoch alles unter der Voraussetzung, dass die Leute auch tatsächlich den Tariflohn erhalten. Was bei uns in der Branche nicht wirklich üblich ist.

Dennoch regt sich halt nicht nur die Bundesinnung auf. Schließlich, so heißt es weiter, Friseure in Nordrhein-Westfalen verdienen 793 Euro monatlich. Der Stundenlohn für Speditions-, Lagerei-, und Transportgewerbe in Nordrhein-Westfalen beträgt 5,23 Euro.

Und schaut man sich dann den Artikel zum Statistischen Bundesamt näher an, wird einem ganz anders.

Im Bergbau ist der tiefste Lohn bei 13,18 € und der höchste Stundenlohn bei 19,01 €. Hallo? War das nicht was mit staatlichen Subventionen von unserem sauer verdienten Geld? Muss man tatsächlich in einem subventionierten Bereich Arbeiten, um halbwegs anständig zu verdienen? Wie geht das?

Aber ich schweife ab.

Vor über einem Jahr, am 01.04.2004, wurde im Gebäudereiniger Handwerk das erste Mal der Tariflohn gesenkt. Von weit über 8,00 € ging es erst auf 7,67 € und dann ab Januar 2005 wieder rauf auf 7,87 €.

Dies geschah alles, damit die Gebäudereiniger wieder Wettbewerbsfähiger werden und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Tatsache ist jedoch, die Gebäudereiniger verstehen es nun ihre „billigen“ Kräfte zum Teil für unter 12,00 € pro Stunde auf den Mark zubringen. Wer sich mal mit Lohnnebenkosten auseinandergesetzt hat, weiß das dies auf legalem Wege kaum zu bewerkstelligen ist.

Des Weiteren verstehen es die lieben Kollegen Leistungsansätze zu kalkulieren, das einem Übel wird.

Ein Aktuelles Beispiel, in das ich Einblick hatte. Unterhaltsreinigung in einem Büro. Vorgabe für die Reinigungskraft 400 m² in der Stunde. Da kann sich jeder ausrechnen wie viel Zeit bleibt.

Wie?

Schau dich um! Wie Groß ist dein Büro? 20 m² vielleicht? Das heißt du als Reinigungskraft hättest 3 (drei) Minuten Zeit das gesamte Büro zu reinigen, inkl. Leerung von Papierkorb und Abfalleimer.

Das Ergebnis, die Menschen müssen Arbeiten wie die bekloppten. Schaffen die Vorgaben nicht und gehen mit einem Hungerlohn nach Hause. Unsere Kunden kaufen billigst ein, denn Geiz ist Geil, und schmeißen den Dienstleister dann raus, wenn die Bude im Dreck versinkt. Dann erfolgt eine Neuausschreibung, die Angebote werden noch billiger und der Kunde steht noch tiefer im Dreck.

Ihr merkt schon, ein Thema das mich auf 180 bringt. Leider habe ich damit jeden Tag zu tun und kann nicht einmal etwas großartig dagegen machen.

Außer vielleicht, dass meine Leute ihren Tariflohn erhalten und alles was noch im Tarifvertrag steht. Des Weiteren habe ich in diesem Jahr zwei Ausbildungsplätze in meiner Niederlassung realisieren können. Vielleicht ein Tropfen auf den heißen Stein, aber so lange es gut geht, vielleicht auch ein Schritt nach vorne.

Manchmal finde ich meinen Job zum Kotzen. Vielleicht hätte ich doch was „anständiges“ lernen sollen. Als Angestellter im Verlagsgewerbe zum Beispiel. Die haben als Redakteur einen Tariflohn in Höhe von 5 200 Euro. Das sind rund 29,99 € pro Stunde. Klasse!

6 Kommentare
  1. Stawi
    Stawi sagte:

    Tja, Ralf, den Tarifvertrag bekommst du bei der Innung. Leider kann ich dir nicht direkt antworten, da deine Emailadresse falsch war.

    Gruß
    Stawi

  2. Ralf
    Ralf sagte:

    Hallo

    dann sende mir doch bitte mal den neuen Rahmenvertrag per Mail zu. Ich habe die gleiche Qualifikation und werde in den Süden gehen. Leider weiß ich nicht was das “mindeste” als Angestelletr dort ist.
    Typisch Norddeutsch eben.

  3. Stawi
    Stawi sagte:

    Da ich es bis zum Gebäudereinigermeister und Betriebswirt des Handwerks schon geschafft habe, arbeite ich weiter bei meiner anständigen Firma, als Niederlassungsleiter. 😆

    Der Glasakkord vor 20 Jahren war okay, nur seit dem stagniert er ja quasi.

    Klar ist der Job nahezu Krisensicher. Das bringt den Leute aber nichts, die von der verdienten Kohle nicht überleben können.

    Schön das wir uns beim Mindestlohn einig sind.

    cya
    Stawi

  4. Cleaner
    Cleaner sagte:

    Tja, dass der Tarif vorübergehend mal abgesenkt wurde kam daher , dass die IG Bau so schlau war und einen Leiharbeiter-Tarifvertrag abschloss, der weit unter dem Gebäudereinigertarif lag. Die Folge war, dass große Gebäudereiniger begannen Leiharbeiterfirmen zu gründen und sich selbst die Mitarbeiter zum niedrigen Tarif auszuleihen!! :mrgreen:

    Immerhin durch das Entsendegesetzt geht jetzt einigen Firmen der Arsch auf Grundeis!!!! 😯

    UND EIN FÜR ALLE MAL: als Unternehmer kann ich sagen, das Mindestlöhne nicht Millionen von Arbeitsplätzen vernichtet!!! DAS IST UNFUG!!!!

    Und zu bedenken ist, das dieser Job wirklich krisensicher ist, und jede Menge Aufstiegschancen bietet.

    Vielleicht solltest Du es mal mit der Glasreinigung bei einer anständigen Firma versuchen; da kommt im Akkord schon ganz gut was zusammen……

  5. Stawi
    Stawi sagte:

    Tja, und es geht schon wieder rund.

    Die IG-Bau will wohl den Tarifvertrag nun auch wieder kündigen, da sie zum Mitgliederfang mal wieder richtig dicke Lohnforderungen im Gepäck haben. Die ersten Verhandlungen mit der Innung sind gescheitert und im April 2006 soll es weiter gehen.

    Wo die ganze Reise hingehen soll, kann letztendlich anscheinend keiner sagen. Vom Gefühl her platzt spätestens 2007 die Bombe. Nicht nur der Anstieg der Mehrwertsteuer wird uns einiges an Geld kosten, nein wir werden noch mehr für Krankenkassen und Energie bezahlen müssen.

    Selbst wenn der Tariflohn um 5% nach oben ginge, würde dies kaum die zusätzlichen Belastungen der Arbeitnehmer decken. Aber das habe ich noch nicht ganz durchgerechnet.

    Überhöhte Lohnforderungen werden gerade in unserer Branche aus meiner Sicht auch keine neuen Arbeitsplätze schaffen, sondern eher vernichten.

    Es gilt abzuwarten, was uns Innungen, Gewerkschaften und Politiker noch alles abverlangen.

    Stawi

  6. Ter Bach
    Ter Bach sagte:

    Interessante Ausführungen, vielen Dank. Vermutlich wärst Du aber als Redakteur auch nicht glücklicher, da ist gerade eine Entlassungswelle durch, Redaktionen wurden reihenweise zusammengelegt, Fotografen gibts fast gar keine mehr in Festanstellung. Bin selbst jetzt statt Festangestellt ein Freiberuflicher in Ich-AG. Meine Arbeit ist die gleiche, mein Ex-Abreitgeber spart aber kräftig ein (Krankenkassenzuschuss etc.) und ich kann nichts machen, weil ich den Job liebe…

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