Die Menschen im Jahre 2013
Manchmal bin ich ja doch schon leicht verwundert, was so alles um mich herum passiert. Sei es im Job oder Privat. Ich stelle mir dann immer die Frage, werde ich alt und empfindlich; Oder läuft tatsächlich einiges oberflächlicher, verantwortungsloser, respektloser und ohne groß nachzudenken um mich herum ab?
Hier an meinem Wohnort hatte ich jetzt die letzten Wochen gleich zwei, eigentlich drei schöne Fälle die das, was ich meine, ein bisschen beschreiben.
Vor zwei Wochen bin ich mit unserem Hund spazieren. Wie es sich gehört, auf einer Straße außerhalb geschlossener Ortschaft, laufe ich links, auf den Gegenverkehr zu.
Wie so oft kommt dann ein Auto recht zügig die Straße entlang gefahren. Klar, außerhalb geschlossener Straße darf man in Deutschland 100 km/h fahren. Ob das Sinn macht, bei einer Straße die ungefähr in der Breite 3,50 m misst und bei der auf Grund der Breite kaum Gegenverkehr möglich ist, stelle ich einfach mal zu Diskussion.
Ich schaue dem Autofahrer direkt in die Augen und er bleibt auf dem Gas, ohne auch nur ein Stück auszuweichen. Ich stolper fast in den Acker. Mein Hund erschrickt sich, da ich ihn dabei auf die Pfoten trete.
Ergebnis, ich bleibe mit meinem Arm an seinem Außenspiegel hängen. Er braucht mehr als drei Fahrzeuglängen um sein Auto zum Stillstand zu bringen. Meine nicht ganz höfliche Frage, ob er nicht etwas schneller fahren wolle um mich umzufahren, entgegnet seine Beifahrerin mit den Worten, dass könne man auch höflicher sagen.
Oh, sorry, das ich mich emotional etwas in Rage befinde, wenn mich gerade so ein Vollpfosten versucht, mit samt meinem Hund zu töten.
Ein Wort gibt das andere, der Fahrer entscheidet die Polizei zurufen, weil sein elektrischer Außenspiegel ja so komische Geräusche macht und beide der Ansicht sind, ich hätte mit voller Absicht auf den Spiegel eingeschlagen.
Mir ist das zu blöde, mein Arm hat nichts abbekommen und ich diskutiere mit solchen Kleingeistern erst gar nicht weiter.
Nach über dreißig Minuten ist die Polizei endlich da. Merke, nächstes Mal bei so etwas Personenschaden angeben und Krankenwagen mit bestellen, dann geht das Ganze zügiger.
Ich erkläre was aus meiner Sicht passiert ist. Der Autofahrer mit seiner Beifahrerin erklären, wie es sich aus ihrer Sicht zu getragen hat und will der Polizei weiß machen, dass ich seinen Außenspiegel geschrottet habe. Fünf Mal lässt er ihn elektrisch anklappen und alles läuft ohne Probleme.
Die Polizistin sagt irgendwas zu ihm, was ich nicht mitbekomme. Ich kläre mit dem Polizisten schon mal ab, ob ich jetzt eine Anzeige wegen versuchten Totschlags machen soll. Maximal wegen Körperverletzung wäre möglich, aber mir ist ja nichts passiert.
Der hirnlose Fahrer scheint eine Ansage bekommen zu haben. Großmütig bietet er an sich bei mir zu entschuldigen. Nehme ich die Entschuldigung an, wäre für ihn damit der Vorgang erledigt.
Was ich nun meine:
Verantwortungslos und ohne nachzudenken fuhr dieser Menschen mit seinem Auto auf einen anderen Menschen zu und gefährdete ihn.
Total Oberflächlich macht er sich Sorgen um seinen Außenspiegel, nachdem er einen Menschen nahezu angefahren hat.
Respektlos diskutiert dieser Autofahrer mit einem, den er eigentlich geschädigt hat. Zum Schluss hat man eine Stunde Lebenszeit für so ein unnützen Schwachsinn verschwendet.
Geschichte Nummer zwei.
Gerade heute passiert. Den ganzen Tag fusselt es schon hier in der Gegend. Mal bleibt der Schnee liegen und dann ist er auch schon wieder weg. Wir machten uns gerade über den Gehweg vor unserem Hause Gedanken. Schon mal kehren und streuen oder noch etwas warten. Ein dumpfer Schlag ist draußen auf der Straße zu hören.
Der Fahrspur nach, ist ein Auto aus der Kurve gedriftet, auf der Gegenspur gefahren, die Gartenmauer der Nachbarn leicht gestreift und die Biotonne mitgenommen.
Abbremsen, Anhalten und Nachschauen, Fehlanzeige. Einfach weitergefahren. Klassischer Fall von Fahrerflucht. Eine Passantin hat was gesehen, sich nur nicht das Kennzeichen gemerkt.
Nun bekomme ich doch einen Schreck. Schwiegermutter ist doch gerade mit ihren Hund da lang gelaufen. Das hätte auch ins Auge gehen können.
Während ich da so am Fenster stehe kommt aus der gleichen Richtung, wie das flüchtige Fahrzeug, ein Rollerfahrer an. Bisschen zügig und schon zerreißt es ihn in der Kurve. Die Straße ist wohl etwas glatt.
Wir ziehen uns an und legen mal mit dem Winterdienst vor dem Hause los. Die Zuständigkeit für den Winterdienst ist hier bei uns draußen etwas unklar. Gehweg ist klar, Straße eher nicht. Was letztendlich auch egal ist. Selbst wenn wir die Straße räumen, bringt es nicht viel, da nach dem Ortschild von der Stadt in der Regel nicht geräumt oder gestreut wird.
Bewaffnet mit Besen und Schneeschieber, ausgestattet mit warmer Jacke und Warnweste, sind wir auf der Straße. Dem Rollerfahre ist nichts passiert, außer dass er immer noch auf der Straße herumliegt. Die Biotonne ist am Ende, der Verursacher bleibt verschwunden.
Während wir so Schnee beseitigen und auch die Fahrbahn abstreuen, rutschen noch ein paar Autos durch die Gegend und wir springen fleißig zur Seite. Wenn man sich dann mal bei einen dieser geistigen Tiefflieger vor das Auto stellt und anbrüllt, ob es nicht schneller geht? Verstehen diese Kleingeister gar nichts, sondern schauen dich Wutschnaubend und Verständnislos an, weil sie weiter wollen. Dick eingepackt, unbeweglich und mit Sommerreifen. Wahre Helden.
Nachdem wir die Straße inkl. Gehweg frei hatten und wieder oben waren hörte ich Stimmen. Seit dem dumpfen Schlag sind nun fast zwei Stunden vergangen.
Ein junges Mädchen hat die Biotonne „getötet“. Nun standen die Eltern bei den Nachbarn und “regelten” das. Von der Tochter keine Spur. Nur Vati und Mutti.
Meine Nachbarn sind viel zu nett. Sie nehmen die Entschuldigung der Eltern an, klären den Schadenersatz für die Biotonne ab und alles ist gut. „Das Kind hat sich sicherlich erschreckt.“
Das Kind ist über achtzehn und strafmündig. Papa und Mama klären das. Da greife ich mir an den Kopf.
Was ich damit sagen will:
Verantwortungslos und ohne nachzudenken verursachte das Mädchen einen Schaden und flüchtete. Im Anschluss steht sie nicht zu ihrer Tat und ihrem Handel. Das bewerte ich als absolut respektlos.
Verantwortungslos regeln die Eltern den Unfall und die Fahrerflucht. Ohne darüber nachzudenken, dass bei ihrem Verhalten die Tochter nichts fürs Leben lernen und sich weiterhin respektlos verhalten wird.
Ach ja, der Rollerfahrer ist ohne nachzudenken mit viel zu hoher Geschwindigkeit unterwegs gewesen. Könnte einem ja egal sein, da es seine Knochen sind. Ist es jedoch nicht, da er schließlich damit anderen Menschen gefährdet.
Fazit des Tages. Nun haben wir hier die Straße wieder schön Schnee und Eisfrei gemacht und alle geben noch mal richtig Gas, wenn sie hier vorbeifahren.
Vielleicht rege ich mich ja über so etwas unbegründet auf. Jedoch spiegelt dieses beschriebene Verhalten der Menschen, einen Teil meiner täglichen Wahrnehmung. Und es macht mir nicht wirklich Spaß, mich jeden Tag mit solcher Gedanken-,und Rücksichtslosigkeit auseinander zusetzen.